Ein Kurs, den ich im ersten Semester meines MBA Studiums belegt habe, heißt „Strategisches Management“.
Was kann man sich darunter vorstellen und wie lässt sich das auf das Hochschul- und Wissenschaftssystem anwenden? Gar nicht so einfach! Als jemand, der sich damit in seinem Leben nie auseinandergesetzt hat, hatte ich ordentlich Respekt vor dem Modul, und auch erst Angst, dass ich mich da überhaupt nicht zurechtfinden würde.
Der Begriff des strategischen Managements kommt ursprünglich aus dem Bereich der Betriebswirtschaft. Die Definition des Begriffs „Strategie“ allein ist schon sehr heterogen und hat sich seit den 1950er Jahren immer weiterentwickelt. Begriffsdefinitionen sind ja oft meist schwierig. Aber jeder hat irgendwie eine Vorstellung davon, was eine Strategie sein könnte.
Letztendlich geht es darum, Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen und seine Tätigkeitsbereiche langfristig so am Markt auszurichten, dass es, unter Einbeziehung aller internen und externen Faktoren, konkurrenzfähig ist, und sich im Wettbewerb durchsetzen kann.
Das hört sich alles schon sehr betriebswirtschaftlich an und irgendwie abschreckend für die Anwendung im Wissenschaftsbetrieb, oder? Unternehmen, Markt, Wettbewerb, Konkurrenzfähigkeit. Damit möchte man sich irgendwie nicht auseinandersetzen, wenn man einfach an seinem Forschungsthema arbeiten möchte. Und man sieht es auch gar nicht als etwas, was wichtig für die eigene Arbeit sein könnte.
Als ich mich dann genauer mit den Studienmaterialien auseinandergesetzt habe, fielen mir aber gleich einige Aspekte auf, die auf das Wissenschaftssystem übertragbar sind. So, wie jedes Unternehmen hat auch jede universitäre oder außer-universitäre Forschungseinrichtung, sowie jede Hochschule, bestimmte interne und externe Faktoren, als auch Ziele, die sich definieren lassen.
Das schöne ist, dass das strategische Management die Nutzung etablierter Methoden und Instrumente beinhaltet. Da kann man sich als Wissenschaftler aus einem nicht-Wirtschaftsbereich dann auch wiederfinden.
Diese Instrumente werden genutzt, um die Ist-Situation des Unternehmens darzustellen, seine internen und externen Gegebenheiten, um daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abzuleiten. Ganz systematisch. Manche dieser Instrumente sind sehr stark auf betriebswirtschaftliche Analysen ausgerichtet, sodass sie nicht ganz anwendbar sind, aber es gibt auch einige, die sehr gut auch auf Hochschulen oder andere Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen anwendbar sind.
Da gibt es zum einen die sogenannte SWOT-Analyse. Hier werden Stärken (Strengths, S), Schwächen (Weaknesses, W), Gelegenheiten (Opportunities, O) und Bedrohungen (Threats, T) festgestellt, welche sich weitergehend zu Handlungsempfehlungen kombinieren lassen können. Die einzelnen Bereiche können auch noch vertiefend und konkretisiert bearbeitet werden.
Zum Beispiel lassen sich die einzelnen Anspruchsgruppen (Stakeholder) einer Einrichtung ebenfalls noch genauer beschreiben und analysieren, oder die Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Für alle Bereiche und Fragestellungen stehen somit Instrumente bereit, die, wenn sie sinnvoll angewendet werden, auch im Hochschul- und Wissenschaftsbetrieb von Vorteil sein können.
Ich glaube, dass eine solche Struktur im Wissenschaftsbetrieb auf jeden Fall von Vorteil sein kann, und dass das Bewusstsein der Führungskräfte in diesem Bereich geschärft werden sollte, um den sich ändernden Bedürfnissen im Laufe der Zeit gerecht werden zu können.
In den folgenden Beiträgen werde ich noch detaillierter auf bestimmte Aspekte dieses Bereichs eingehen, und euch berichten, welches Projekt in meiner Gruppe bearbeitet wurde.